Unsere Kolumne: Gemeinsames Unterrichtsfach für Wertevermittlung

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Gemeinsames Unterrichtsfach für Wertevermittlung

Im humanistischen Gesprächskreis Worms wurde das Thema: „Säkulare Wertevermittlung in staatlichen Schulen“ diskutiert. In der Diskussion kristallisierte sich folgende Ansicht heraus:

Der Islam gehört historisch-kulturell zwar nicht zu Deutschland, allerdings politisch die hier lebenden Muslime – und zwar auch im Unterricht. Die Muslime, die mit uns in Deutschland leben, haben das im Grundgesetz verbriefte Recht, ihre Religion in unserem Land im Rahmen der hier geltenden Rechte zu praktizieren. Das möglichst genaue gegenseitige Kennen der verschiedenen und unterschiedlichen (Religions-)Überzeugungen ist gerade auch politisch mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Situation in Deutschland wichtig und sinnvoll, da dies die einzelnen Groß-Gruppen einer Gesellschaft informiert, orientiert und Abgrenzung aus Unkenntnis verhindert. Diese Zielsetzung muss verstärkt auch in den Schulen verfolgt werden.

Die bereits aktuell bestehende Zergliederung der „weltanschaulichen“ Unterrichtsfächer in: Katholische Religion, Evangelische Religion und Ethik leistet dies nicht. Im Gegenteil. Diese formale Zergliederung leistet vielmehr auch einer weltanschaulichen Zergliederung Vorschub. Viel sinnvoller wäre es aus unserer Sicht, ein gemeinsames Unterrichtsfach, das alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam besuchen müssen, zu schaffen, in dem die verschiedenen weltanschaulichen Überzeugungen vorgestellt, erläutert und dabei – womöglich auch kontrovers – diskutiert würden. Wobei in diesem Kontext zugleich der Werterahmen Deutschlands (Grundgesetz) problembezogen erläutert werden könnte. Stattdessen soll in RLP die bereits bestehende Zergliederung durch das Unterrichtsfach islamischer Religionsunterricht noch zusätzlich vergrößert werden. Sich auch strittig auf gemeinsame Werte zu einigen ist nur in einem gemeinsamen Unterrichtsfach „Wertevermittlung“ möglich. Auch eine gut geführte kontroverse Diskussion kann einer Integration förderlich sein.

Aus Sicht von uns Wormser Humanistinnen und Humanisten ist die geplante Einrichtung eines Unterrichtsfaches „Islamischer Religionsunterricht“ eindeutig der falsche Weg. Wir treten im Gegensatz hierzu für ein weltanschauliches Unterrichtsfach ein, in dem allen Schülerinnen und Schülern die humanistischen Werte und Überzeugungen unserer Gesellschaft gemeinsam vermittelt werden.

Bernd Werner, 8. Juni 2016