Offener Brief an das Bistum Speyer
Betreff: Diffamierung nichtreligiöser Menschen im Newsletter des Bistums Speyer
Sehr geehrter Herr Dr. Wiesemann,
sehr geehrte Frau Dr. Kreusch,
mit großer Bestürzung aufgrund unserer persönlichen Betroffenheit haben wir als Vorstand des Humanistischen Verbandes Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. von dem Newsletter „Schule und Kirche. Aktuelles aus der HA II“ der Hauptabteilung II (Schulen, Hochschulen und Bildung) Ihres Bistums Kenntnis erhalten, der am 25. November 2021 verschickt worden war.
In diesem Newsletter bezeichnen Sie Menschen ohne Gott als „nichts“ (vgl. unten den Auszug aus dem Newsletter).
Dadurch ignorieren Sie das Selbstverständnis eines großen Teils der Bürgerinnen und Bürger unserer Gesellschaft, die ihre Lebensweise und ihre Ethik ganz bewusst nicht an religiösen Maßstäben ausrichten, sondern aufgrund von humanistischen Werten ihr Leben in verantwortungsvoller und erfüllter Weise gestalten.
Uns nichtreligiöse Menschen als „nichts“ darzustellen, empfinden wir als äußerst abwertend und als uns jegliche Menschenwürde, sogar als uns unser Dasein und unsere Daseinsberechtigung absprechend.
Steigernd kommt hinzu, dass besagter Newsletter sich auch an die Bildungseinrichtungen in Ihrem Verantwortungsbereich richtet. Dadurch verbreiten Sie Ihre diffamierende Haltung nichtreligiösen Menschen gegenüber über Multiplikatoren nicht nur unter erwachsenen Menschen, sondern auch unter beeinflussbaren Kindern und Jugendlichen. Das heißt, Sie vermitteln der heranwachsenden Generation eine Haltung, die durch gruppenbezogene Diskriminierung gekennzeichnet ist. Solche Aussagen erinnern in fataler Weise an unsere jüngere Geschichte, in der schon einmal Menschen andere Menschen und Menschengruppen als wertlos eingestuft haben – der Ausgang ist bekannt.
Der Verfasser bzw. die Verfasserin des Newsletters ist nicht namentlich genannt. Somit erwarten wir von Ihnen als Verantwortliche für die Publikationen aus Ihrem Bistum eine Erklärung.
Dieser Brief ist als offener Brief verfasst und wird zeitgleich als Kopie verschiedenen Pressestellen zugeschickt.
Mit freundlichen Grüßen
Hedwig Toth-Schmitz, Vorstandsvorsitzende, im Namen der Mitglieder des Humanistischen Verbandes Rheinland-Pfalz/Saarland e.V.
Auszug aus dem Newsletter vom 25. November 2021 (eigene Hervorhebungen durch Fettdruck):
„Als GOTT Fische erschaffen wollte, sprach er mit dem Meer. Als GOTT Bäume erschaffen wollte, sprach er mit der Erde. Aber als GOTT den Menschen erschaffen wollte, wandte er sich an sich SELBST. So sagte GOTT: ‚Lasst uns den Menschen nach unserem Bild und Gleichnis machen‘.
Hinweis:
Wenn Sie einen Fisch aus dem Wasser fangen, stirbt er; und wenn Sie einen Baum vom Boden entfernen, stirbt er auch. Ebenso stirbt der Mensch, wenn er sich von GOTT trennt.
GOTT ist unsere natürliche Umgebung. Wir wurden geschaffen, um in SEINER Gegenwart zu leben. Wir müssen mit Ihm verbunden sein, denn nur mit Ihm existiert das Leben. Bleiben wir in Kontakt mit GOTT.
Denken wir daran, dass Wasser ohne Fisch immer noch Wasser ist, aber Fisch ohne Wasser nichts ist. Der Boden ohne Baum ist immer noch Erde, aber der Baum ohne Erde ist nichts.
Gott ohne Mensch ist immer noch Gott, aber Mensch ohne GOTT ist nichts.“